|Solothurner Zeitung – 21. November 2012|

 

Hier werden Kinder in die Welt der Klänge entführt

Seit nun zehn Jahren bietet das Zentrum für Musik in Solothurn Frühförderung an. Kinder werden so musikalisch begleitet. «Wir sind keine Wunderkinderzüchterei», betont Musikpädagogin Isabella Steffen-Meister. von Andreas Kaufman

Noch bevor die Lebensjahre zu zählen beginnen, spitzt das ungeborene Kind bereits die Ohren, lernt die Stimme der Mutter kennen, reagiert auf Geräusche. «Und im Alter von fünf Monaten hat ein Baby bereits ein voll ausgereiftes Gehör – als eines der ersten Organe», fügt Isabella Steffen-Meister hinzu. Kein Wunder also, dass sich der Mensch von Beginn an zu Klängen hingezogen fühlt.

Klänge seit frühesten Kindsjahren

«Kinder reagieren ganz natürlich und von sich aus auf Musik», sagt Steffen. Für die Musikpädagogin war dieser Umstand vor zehn Jahren Ausgangspunkt einer Idee: Mit «Solotutti», dem Zentrum für Musik, rief sie eine Institution ins Leben, die sich schon drei Monate nach der Geburt des Kindes der musikalischen Frühförderung widmet.

Was auch sichtbar wird: Mit Rasseln, Strampeln, Wippen, Tanzen reagiert das Kind auf die Welt der Klänge. «Und auch wenn es noch nicht sprechen kann, kennt es schon bald viele Liedchen.» Dabei lernen auch die Eltern ein geeignetes Liedrepertoire kennen.

Nicht nur deshalb werden die Kleinen im Zentrum für Musik auf der Entdeckungsreise von Pädagogen begleitet; dies in unterschiedlichen Unterrichtsformen wie Eltern-Kind-Gruppen mit Tanz und Musik oder Spielgruppen mit Musik, über den Instrumental- und Vokalunterricht ab vier Jahren bis hin zu den Chor- und Orchesterensembles für Kinder und Jugendliche.

Abgerundet wird das Angebot durch generationenübergreifende Projekte wie Konzerte in der Seniorenresidenz Tertianum oder wie kürzlich in einer Zusammenarbeit mit dem Konservatorium St. Petersburg, die in einem gemeinsamen Auftritt mündete. Zudem zählt «Solotutti» auch Erwachsenenangebote, wie unterschiedliche Ensembles, Volkal- oder Instrumentalunterricht oder Weiterbildungsmodule im Bereich der Musikpädagogik.

Keine «Wunderkinderzüchterei»

Das Kerngeschäft von «Solotutti» ist aber die musikalische Begleitung im Kindesalter, eine natürliche wohlgemerkt. Denn: «Wir sind keine Wunderkinderzüchterei», betont Steffen. Die Unterrichtsmethodik wird der jeweiligen kindlichen Entwicklung angepasst: «Wir möchten das Kind auch von innen nach aussen fördern, anstatt es nur von aussen mit Material zuzuschütten», so die Devise.

Dem regelmässigen Musizieren vor Ort nach dem Lustprinzip wird gegenüber dem Üben zu Hause ein hoher Stellenwert beigemessen. Schliesslich entwickle sich ein Kind von selbst und erforsche seine Umgebung. So nehmen hier auch Fertigkeiten wie Komponieren und Improvisieren einen wichtigen Platz ein.

Aussagen wie «Du bist unmusikalisch» sind hier fehl am Platz, denn: «Musikalische Grundfähigkeiten hat jeder Mensch.» Auch was der Zeitpunkt des Instrumentalunterrichts angeht, hat «Solotutti» eine klare Linie.

Während im regulären Schulunterricht Instrumente wie Geige oder Klavier erst in der Primarklasse zum Thema werden, bietet Steffen den Unterricht schon ab vier Jahren an: «Das Kind will vielleicht schon früh Violine oder Klavier spielen.» So sieht Steffen ihr Angebot als wichtige Ergänzung zum Fächer an Bildungsleistungen, die von der städtischen Musikschule erbracht werden.

Heute, zehn Jahre nach der Gründung, beschäftigt das Zentrum für Musik 23 Mitarbeitende, die in acht Räumen an der Gurzelngasse rund 500 Schüler unterrichten. Steffen ist angesichts der hohen Nachfrage der Angebote und Wartelisten auf Expansionskurs. Und dies in einem Umfeld, das finanziell nicht einfach ist – finanziert sich «Solotutti» auch mittels Fundraising. «Wir wollen die Unterrichtspreise nicht anheben, um dann zu einer Schule für Reiche werden. Wir sind eine Schule für alle.»

Konzert Kinderchor mit Jesse Ritsch, 25. November, 14 Uhr, Konzertsaal.

(az Solothurner Zeitung)